Wir fahren Bus. Weil die Welt sich bewegt. Wenn wir in unseren Betten liegen in der Nacht und träumen, sitzen wir in unseren Sitzen und tagträumen. Und wir steigen morgens aus und laufen sozusagen den Gang entlang und steigen aus in ein Café oder ein Auto oder unsere Arbeitsstelle. Denn Bewegung ist relativ und jeder Ort fährt uns irgendwohin. Aber Bewegung ist nicht nur relativ, sie findet auch immer statt. Wenn wir in unseren Betten liegen, fährt uns ja die Welt mehrere tausend Male oder so um den Fernsehsatelliten und ein halbes Mal um die Erdachse und ein kleines Stück der Sonne entlang. Und wir fahren dem Ende des Universums entgegen. Und das Ende flüchtet aber in gleichem Maße vor uns, weil sich das Universum ausdehnt und damit die entfernten Punkte schneller von uns weichen als wir ihnen näherkommen können. Wie in einem Dolly-Shot. Und wir suchen Hilfe beim Busfahrer, fragen ihn, wo wir aussteigen sollen, wie wir denn jetzt am besten nach Rußheim (nach Hause) umsteigen, aber der darf per gesetzlicher Regelung nicht mit uns reden und darauf beruft er sich, das Schwein. Er ist selber unterprivilegierter Einwanderer aus Thüringen und weist uns mit leicht schnippischem ostdeutschen Akzent darauf hin, dass er nicht mit uns sprechen darf, obwohl er ja gerade damit die gesetzliche Regelung verletzt. Der Busfahrer schweigt nicht, nein, er redet liebend gerne hasserfüllt mit uns, aber alles, was er tut, ist uns darauf hinzuweisen, dass wir die Gesetze verletzt haben, dass das gar nicht gehe, dass wir uns selbst über die Haltestellen zu informieren haben, und erst zu spät habe ich bemerkt, dass ich gerade dadurch die richtige Haltestelle verpasst habe. Oder finde ich vielleicht doch noch Anschluss an der nächsten?
26. Juli 2024
Kommentare von stephan