Im folgenden ein Entwurf für eine Deutsche Komödie. Ich war schon kurz davor, Christoph Maria Herbst für die Rolle des Opas zu bekommen, da hat mir das Produktionsstudio abgesagt. „Zu makaber für unser Publikum“, war die Ansage.
Dies ist die Geschichte des mittellosen Mannheimer BWL-Studenten Martin Osthoff, der bei seinen Großeltern in Heidelberg lebt und sich dennoch die Annehmlichkeiten des Studienlebens nicht leisten kann: Wenn seine Studienkollegen in exquisiten Clubs tanzen gehen, vor allem die reizende Kommilitonin Paula, muss Martin mit der S-Bahn in die Vorstadt zu Ruth und Erwin zurück. Besser so, denn er kann sich den Eintritt ohnehin nicht leisten. „Mach dir nichts draus, Martin, wir freuen uns, wenn du mit uns abends Halma spielst“, sagt Oma Ruth und bekommt einen Herzanfall. Martin ist völlig überfordert und Opa Erwin recht dement. Martin will den Krankenwagen rufen, aber Opa Erwin hat beim Gartenumgraben versehentlich die Telefonleitung gekappt und Empfang hat man in dem verlassenen Nest auch nicht. Am Puls stellt Martin fest, dass Oma Ruth bereits tot ist. Also tragen sie sie in die leerstehende Kellerwohnung und Opa Erwin glaubt, dass seine Frau nur müde ist. Er war auch Hitlerjunge und hat kein Gewissen. Jetzt wird Rente kassiert und Martin kann endlich feiern gehen. Paula interessiert sich für ihn. Der demente Großvater fällt tragischerweise die Treppe runter, das spart Kosten und Martin kann sich einen Tesla leisten. Über einen Kommilitonen, dessen Vater eine Reinigungsfirma betreibt, lernt er alles über Geruchsvermeidung. Opa Erwin zieht zu Oma Ruth in die Kellerwohnung. Martin wird ein toller Hecht und die Frauen interessieren sich, unter anderem eine Influencerin (600k Follower), was Paula natürlich nicht so toll findet, Martin aber schon. Martin macht sich selbständig mit einer Autovermietung. Ab und zu schaut er zuhause vorbei, er muss ja beispielsweise den Pfarrer zu Ruths neunzigstem Geburtstag irgendwie loswerden und den Nachbarn eine Auswanderer-Story (Paraguay) verkaufen. An Weihnachten eröffnen seine Eltern ihm, dass sie von seinen Machenschaften wissen, doch Martin macht ihnen klar, dass sie als Mitwisser sich ebenso strafbar gemacht haben, und die Großeltern hätten sie ja eh nie besucht! Als die Eltern dann drei Jahre später selber ins Rentenalter kommen, bekommen sie es mit der Angst zu tun, lehnen es zum Verwundern ihrer Nachbarn ab, in den Frühruhestand zu gehen. Zu Recht. Sie zahlen zunächst Schweigegeld und machen schließlich (offiziell) eine Kreuzfahrt, nach welcher auch sie bei Ruth einziehen. Unterdessen wird Paula die Influencerin los, indem sie ihr einen Skandal anhängt (Green- und Purplewashing), wodurch sie den Großteil ihrer Follower verliert und zu OnlyFans abwandert. Martin ist beeindruckt von so viel Durchtriebenheit und heiratet Paula. Er weiht sie ein. Paula ahnte alles. Sie schlägt ihm vor, das Gerücht noch weiter zu verbreiten, um sich besonders unverdächtig zu machen. Sie überzeugt ihn davon, nach und nach „kontrolliert“ eine Leiche loszuwerden, denn die Krankenkassen stellen schon unangenehme Fragen bezüglich des offiziell 105-jährigen Erwin. Zusammen entwickeln sie ein kompliziertes System aus Alibis und Boten, welche Arztrezepte besorgen, Briefe schreiben und Rentengelder abheben und auf unverdächtige Konten einzahlen. Die Influencerin ist mittlerweile bei OnlyFans wieder zu Reichtum und Berühmtheit gelangt und nimmt Kontakt mit Martin auf. Als Paula das mitbekommt, legt sie eine umfassende Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung für ihn an, doch der sieht die Zeichen nicht. Die Geschichte endet mit Martins tragischem Skiunfall. Martin kommt mit einer Querschnittslähmung davon. In der Notaufnahme eröffnet ihm Paula zu seiner Beunruhigung, dass sie für ihn die Kellerwohnung hergerichtet hat.
(„Immer Ärger mit Harry mit Influencern — das kann nicht funktionieren, Stephan. Lass das“ — Brief Greta Thunbergs an P. )
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