Manchmal habe ich Erinnerungen an Räume, von denen ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass sie nicht vielleicht doch einem Traum entstammen. Sie sind einfach zu weit weg, wie zum Beispiel dieses Skate-Geschäft, in dem ich einmal war oder nicht war; dort gab es Rollen für Skateboards oder Rollerblades in allen Ausführungen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum ich je in einem solchen Laden gewesen sein sollte. Und gerade dies lässt mich vermuten, dass es sich um eine Erinnerung und nicht um einen Traum handelt. Die Vagheit der Szene erlaubt es mir, etwas hinzuzuerfinden: Dich. Manchmal kommen mir die Räume einfach, Traumgestalten, wie sie sind, und fern sind sie, und bleiben fern und werden auch nicht deutlicher bei näherer Betrachtung. Schließlich ist das Sich-Vertiefen in die Traum-Erinnerung ja selbst ein Eingriff in die Wirklichkeit des Traumes, der Erinnerung. Weil die Beobachtung ja immer auch ein Eingriff ist, das wusste schon der Heisenberg, der Bohr, der Schrödinger, sie alle wussten, dass das Skate-Geschäft bei näherer Betrachtung nie das Skate-Geschäft des ersten Traumes bleiben wird. Das Skate-Geschäft des ersten Traumes, mit den Rollerblades, den Gummirollen, schlechten ausgedruckten Graffiti, das wird es nie mehr geben können. Denn das erste Träumen dieses Bildes – oder war es doch Erinnerung? – ist Geschichte, wird mit jedem neuen Aufruf der Erinnerung verfälscht und idealisiert.
7. Oktober 2024
Kommentare von stephan